Urtica urens (Kleine Brennessel): Natürliche Heilkraft für Haut

Die Brennessel, ein unscheinbares Kraut aus der Familie der Urticaceae (Urt.-u.), entfaltet eine erstaunliche Vielfalt an Heilkräften, insbesondere durch ihre beiden Vertreter, die Urtica urens (Kleine Brennessel) und die Urtica dioica (Große Brennessel). Beide Pflanzenarten zeichnen sich durch ihre mit Brennhaaren besetzten Stängel und Blüten aus, die bei Berührung eine Quaddelbildung auf der Haut auslösen können. Diese Eigenschaften machten die Brennessel schon in der Antike bei Persönlichkeiten wie Hippokrates, Paracelsus und Hildegard von Bingen beliebt.

Traditionelle Anwendungen in der Volksmedizin:

Die Kleine Brennessel, Urtica urens, wird seit jeher in der Volksmedizin geschätzt. Ihre diuretische, antirheumatische und entzündungshemmende Wirkung macht sie zur beliebten Wahl bei Beschwerden wie Rheuma, Gicht, Steinleiden und Blutreinigung. Sogar bei Haarausfall fand die Brennessel Verwendung. Tee aus den Blättern wird für die Durchspülungstherapie bei Harnwegserkrankungen empfohlen.

Homöopathie und Urtica urens:

In der klassischen Homöopathie hat Urtica urens einen festen Platz. Häufig wird sie bei Hautausschlägen, Verbrennungen und Milchmangel eingesetzt. Die homöopathische Anwendung erfolgt auf Grundlage der individuellen Symptome des Patienten.

Wirkungsbereiche von Urtica urens:

Die heilende Kraft der Urtica urens erstreckt sich bevorzugt auf die Haut, Schleimhäute, die Brustdrüse und die Milz.

Auslöser für Beschwerden:

Die Beschwerden können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Verbrennungen, Insektenstiche, die Unterdrückung von juckenden Hautausschlägen, Wochenbett, sowie der Verzehr von Fisch oder Meeresfrüchten.

Hauptanwendungsgebiete von Urtica urens:

  • Rheuma
  • Gicht
  • Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Steinleiden
  • Pruritus (Hautjucken)
  • Juckende Hautausschläge
  • Allergische Reaktionen
  • Nesselsucht (Urtikaria)
  • Windpocken
  • Verbrennungen 1. Grades
  • Insektenstiche
  • Störungen der Milchsekretion
  • Milchmangel bei Wöchnerinnen
  • Milchfluss bei nicht schwangeren oder stillenden Frauen
  • Erbrechen nach unterdrückten Hautausschlägen
  • Diarrhoe (Durchfall) nach unterdrückten Hautausschlägen
  • Blutungen aus Darm, Lunge, Uterus
  • Bettnässen (Enuresis)
  • Nierengries
  • Urämie (Harnvergiftung)
  • Harnverhaltung (Anurie)
  • Tendenz zu Ödemen (Wassersucht)
  • Gerstenkorn (Hordeolum)
  • Würmer (Ascariden)
  • Abmagerung

Gemütszustand laut klassischer Homöopathie:

Typische Gemütszustände, die die Beschwerden begleiten, sind nicht bekannt.

Hautsymptome und Charakteristika:

Die für Urtica urens typischen Hautsymptome umfassen alle Arten von Nesselsucht mit Rötung, Pickelchen, Bläschen, Quaddelbildung und heftigem Juckreiz. Auch Insektenstiche, Urtikaria nach dem Genuss von Muscheln, Fisch oder Schalentieren, sowie Taubheitsgefühle oder Gefühllosigkeit der Haut gehören dazu. Urtica urens ist wirksam bei Verbrennungen 1. Grades, besonders durch heißes Wasser.

Beschwerden der weiblichen Organe:

Urtica urens findet Anwendung bei Störungen der Milchsekretion nach der Entbindung, wenn die Milch versiegt oder ausbleibt. Die Brüste schwellen an und schmerzen stechend-brennend. Auch bei Milchsekretion aus der Brustdrüse bei nicht schwangeren Frauen kann dieses Mittel Linderung bringen.

Allgemeine Charakteristik und Leitsymptome von Urtica urens:

  • Juckende Hautausschläge, Urtikaria, Nesselsucht mit vorwiegend stechend-brennenden Schmerzen.
  • Insektenstiche.
  • Verbrennungen 1. Grades, besonders durch heißes Wasser.
  • Juckreiz verschlimmert sich nach Baden oder heftiger körperlicher Anstrengung.
  • Jucken wie von Brennnesseln oder stechender feiner Schmerz.
  • Taubheitsgefühle oder Gefühllosigkeit der Haut.
  • Erbrechen oder Diarrhoe als Folge von Unterdrückung eines Hautausschlages.
  • Erkrankungen der Milz.
  • Ödeme.
  • Steinleiden, Rheuma, Gicht, Arthritis.
  • Rheuma abwechselnd mit Urtikaria oder Nesselfieber.
  • Windpocken.
  • Beschwerden nach Genuss von Muscheln, Fisch und Schalentieren.
  • Versiegen der Milch bei stillenden Frauen, Milchfluss bei nicht Schwangeren.
  • Periodizität – die Symptome kehren jedes Jahr zur gleichen Zeit wieder.

Modalitäten:

(Faktoren, die Beschwerden verbessern oder verschlimmern) Typisch sind Besserung der Beschwerden durch Reiben, Niederlegen und nach Schweiß. Verschlechterung tritt nachts, nach Baden, bei Rheuma, feuchtkaltem Wetter, Schneewetter, feuchtkalten Anwendungen und Berührung auf.

Sonstiges:

Urtica urens ist das Gegengift bei Muschelverzehr.

Praxisfall: Juckender Hautausschlag:

Ein praktisches Beispiel verdeutlicht die Anwendung von Urtica urens. Herr F. klagt über einen unerträglichen juckenden Hautausschlag, der nach einem Fischgericht begann. Die homöopathische Untersuchung zeigt viele kleine erhabene Pickelchen mit Kratzspuren. Urtica urens wird aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome mit Verbrennungen durch Brennnesseln und dem Leitsymptom „Urtikaria nach Fischgenuss“ verordnet.

Die ganzheitliche Wirkung der Urtica urens macht sie zu einer bemerkenswerten Heilpflanze, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich angewendet werden kann. Ihre vielseitige Anwendung von Hautproblemen bis zu inneren Beschwerden macht sie zu einer Empfehlung wertvoller Naturheilkunde.

Die Entscheidung für Urtica urens als homöopathisches Mittel zur Behandlung von Herrn F.s Beschwerden wird durch eine sorgfältige Abwägung der Hauptsymptome getroffen. Die Ähnlichkeit der Symptome mit einer Verbrennung durch Brennesselblätter bestätigt die Anwendung gemäß dem Ähnlichkeitsgesetz, das die Grundlage der Homöopathie bildet.

Eine zusätzliche Sicherheit für die Mittelwahl ergibt sich durch die mutmaßliche Rolle des Fischgerichts bei Herrn F.s Beschwerden. Das Leitsymptom „Urtikaria (Nesselsucht) nach Fischgenuss“ bildet eine entscheidende Ergänzung, die die Auswahl von Urtica urens als passendes homöopathisches Arzneimittel stützt. Durch diese umfassende Betrachtung der Symptome und möglichen Auslöser wird eine zielgerichtete und individuelle homöopathische Behandlung ermöglicht.

Beitragsbild: pixabay.com – klimkin

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